Wellbappn 2.0, das sind:

SARAH (geboren 1991) absolvierte nach der Schule und anschließendem halbjährigen Kalkutta- Aufenthalt zunächst den beruflich höchst aussichtsreichen Studiengang „Indologie“. Nach Beendigung dieses Faches und einer sich abzeichnenden Hartz 4 – Karriere entschloss sie sich zu dem weiterführenden Studium „Interkulturelle Kommunikation“, nach dessen Abschluss sie für die Indienhilfe in Herrsching arbeitete und NGO Projekte in West Bengalen betreute(https://www.indienhilfe-herrsching.de). Auf der Bühne bearbeitet sie Bratsche, Akkordeon, Saxofon, Bass-Ukulele und brilliert auf dem Regenmacher. Außerdem betreut sie neben ihren kleinen Kindern ihren greisen Vater auf der Bühne, dessen Liedtexte sie vertont. Außerdem singt sie immer noch schöner!

HANS (geb. 1953) wuchs schuldlos als 9. von 15 Kindern auf. Mit 24 wurde er schlagartig berüchtigt durch seine Umtextung der Bayernhymne in: Gott mit Dir Du Land der BayWa. Nach 35 Jahren als Autor der Biermösl Blosn samt Gstanzltexter-Job für die Toten Hosen verdammte ihn schließlich das Schicksal zur nächsten Familienbande mit den „Wellbappn“, an deren Existenz er mitschuld ist.  Er dilettiert auf Gitarre, Steirischer, Alphorn oder Tuba.

Vor 45 Jahren gründete er mit Michael und Christoph Well die Biermösl Blosn, 35 Jahre lang begeisterten sie ihr Publikum, zum Teil mit Dieter Hildebrandt, Jörg Hube und Gerhard Polt. Hans Well schrieb bis zum Ende 2012 nicht nur alle Texte der Biermösl Blosn, sondern zusammen mit Gerhard Polt auch gemeinsame Programme für die Kammerspiele und das Residenztheater. Die Biermösl Blosn wurde von Publikum und Presse geliebt (teils) oder gehasst (Bayrische Staatsregierung), die Wellbappn rundumadum geliebt – außer von denen, die sie nicht liebten.

KOMALE (geboren 1983), schwäbischer Exilant, genoss die letzten Jahre des Richard-Strauss-Konservatoriums in vollen Zügen und leeren Gängen. Seitdem vor allem unterwegs als Hackbrettspieler für alle Fälle, Berufsschullehrer, Radiomacher, Vater, Verleger und Vereinsmeier. Wenn’s sonst niemand tut, spielt er auch Gitarre, Bass und Percussion. Macht fast alles, aber nix gscheit. Hat sich mit dem Lanzinger Trio bereits das saitenmusikaffine schwäbische Publikum erspielt und will es bis zu seiner endgültigen Abschiebung aus Oberbayern jetzt vor allem fern der Heimat probieren.

Publikumspreis für die Wellbappn

Photo: copyright s.kellerer

„Der Kulturpreis der Gemeinde Unterföhring hat eine Besonderheit: Der „Unterföhringer Mohr“ ist ein reiner Publikumspreis, denn die Gäste des Bürgerhauses und der Schulaula bewerten alle von Ihnen besuchten Veranstaltungen. Der Künstler oder das Ensemble mit den meisten positiven Bewertungen wird dann jeweils zum Jahresbeginn zum Sieger gekürt und zu einem erneuten Gastspiel nach Unterföhring eingeladen.
Die Wellbappn und Hans Well haben den „Unterföhringer Mohr“ 2015 zugesprochen bekommen. Wie üblich wurde der Preis 2 Jahre später am 3. Oktober 2017 überreicht. Die Wellbappn und Hans Well gratulieren sich selber dazu, dass der erste Preis, den sie in dieser Besetzung erhalten haben, ein Publikumspreis ist!“

Unterföhringer Mohr für die Wellbappn
AUSZEICHNUNG MIT KULTURPREIS

von Nico Bauer

Münchner Merkur vom 06.10.2017

Die Wellbappn schauen jedem auf den Mund – dafür liebt das Publikum sie. Vor allem die Unterföhringer, die der Kabarett-Kombo den Publikumspreis bescherten.

Unterföhring „Ob die Gemeinde Unterföhring so viel Geld hat?“ Die erste Frage der bayerischen Kabarettlegende Hans Well (64), über 35 Jahre Mitglied der legendären Biermösl Blosn mit Gerhard Polt, ging gleich ins Detail. Mit seinen Kindern Sarah (26), Tabea (24) und Jonas (21) bildet er das muntere Quartett Wellbappn, das die eigene Bappn (bayerisch für Mund) eigentlich nie hält. 2015 begeisterte die Gruppe das Publikum im Bürgerhaus Unterföhring derart, dass die Unterföhringer die Wellbappn zum Preisträger für den Unterföhringer Mohr, den Kulturpreis der Gemeinde, wählte. Der Publikumspreis wurde am Dienstagabend an die Wellbappn vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert.

„Unser Mohr macht sich nett im Regal, und Künstler können das Geld in der Regel gut brauchen“, witzelte Unterföhrings Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer. 46 Veranstaltungen bewertete das Publikum im Jahr 2015, für die Wellbappn gab es 255 mal ein „sehr gut“. „Ihr nutzt Bayern als Euren eigenen Fundus mit einem Familienunternehmen, in dem keiner die Bappn hält“, sagte Kulturreferentin Barbara Schulte-Rief in ihrer Laudatio.

Bei Preisverteilung verdienten sich die Wellbappn mit ihrem neuen Programm und einer bunten Show gleich wieder reihenweise die Note eins mit Sternchen. Die Wellbappn haben ein hohes musikalisches Niveau sowie eine Vielfalt, sodass die pompöse Unterföhringer Bühne angesichts der vielen Musikinstrumente diesmal selbst für vier Personen zu klein wurde. Besungen wurden die kleinen Dinge des Alltags wie der als Lehrer arbeitende Kinderhasser oder die deutsche Brüderschaft am Einheitstag. Die Kombo spottete über Ministerpräsidenten Seehofer und dessen Möchtegern-Nachfolgers Markus Söder. „Der Seehofer sagt über einen Abgeordneten aus Franken, man muss Gott nicht für alles danken.“ Die Kabarettisten zogen die Eltern durch den Kakao, für die es keine Verkehrsregeln mehr gibt, wenn die Kinder zum Kindergarten gebracht werden müssen.

Zur populären Art der Wellbappn gehört auch, dass das Familienquartett nicht nur das Programm abspult, sondern auch lokale Themen einbaut. „Hier in Unterföhring kriegen die jungen Madl einen Häuserblock statt Bettwäsche und Radl“, witzelte Hans Well über den Reichtum der Gemeinde im Münchner Norden. Seitenhiebe auf den noch nicht fertigen Feststadl und die sieglosen Regionalliga-Fußballer – „Ganz Bayern freut sich auf die Punkte aus Unterföhring“ – wurden in den unterhaltsamen Abend eingebaut.

Die Wellbappn sind deshalb so erfolgreich, weil sie ihrem Publikum ganz genau auf den Mund schauen und die Themen aufnehmen, die die Orte und den Freistaat insgesamt bewegen.